Pollice Verso von Jean-Léon Gérôme

Jean-Léon Gérômes Pollice Verso (1872) gehört zu den bekanntesten Gemälden, die den Gladiatorenkampf im antiken Rom darstellen. Der Titel bedeutet auf Latein „mit gedrehtem Daumen“ und bezieht sich auf die umstrittene römische Geste, die über das Schicksal eines besiegten Gladiators entschied.
Das Gemälde zeigt eindrucksvoll einen siegreichen Gladiator, der über seinem gefallenen Gegner im Kolosseum steht und auf das Urteil der Menge und des Kaisers wartet. Die Vestalinnen, in weiße Gewänder gehüllt, sind deutlich zu erkennen, wie sie die verhängnisvolle Geste machen, während die Zuschauer nach Blut verlangen. Gérômes meisterhafte Verwendung von Licht, Schatten und historischer Genauigkeit erweckt das brutale Spektakel zum Leben und fängt die Intensität und das Drama des Moments ein.
Das Gemälde trug dazu bei, die Vorstellung zu verbreiten, dass eine nach unten gerichtete Daumengeste den Tod eines besiegten Gladiators bedeutete, obwohl die historische Genauigkeit umstritten ist.
Gérôme betrieb umfangreiche Forschungen, um die historische Korrektheit sicherzustellen, und orientierte sich an römischen Artefakten, Rüstungen und Architektur.
Das Gemälde hatte einen großen Einfluss auf moderne Darstellungen des antiken Roms und inspirierte direkt das Erscheinungsbild des Films Gladiator (2000) von Ridley Scott.
Pollice Verso wurde vom amerikanischen Eisenbahnmagnaten Alexander Turney Stewart erworben und befindet sich heute im Phoenix Art Museum.
Gérômes Darstellung von Gladiatoren in aufwendig verzierten Rüstungen spiegelt die Faszination des 19. Jahrhunderts für historischen Realismus in der Kunst wider.
Mit seiner dramatischen Erzählweise und Liebe zum Detail bleibt Pollice Verso ein Meisterwerk, das Kunst-, Geschichts- und Kulturinteressierte gleichermaßen fasziniert.
P.S. Bildnachweis: Jean-Léon Gérôme, Public domain, via Wikimedia Commons